27 / 09 / 2022

Interview mit Markus Akerblom

Der 52-jährige Schwede Markus Akerblom hat dieses Jahr bereits Schwedens Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften als Assistenztrainer gecoacht. Nun startet er beim HCT Thurgau eine komplett neue Herausforderung. Eine, die er genau so gesucht hat, wie er uns im Interview erzählt.

Markus, du bist nun für mehr als einen Monat bei deinem neuen Team. Wie sehr gefällt dir, was du siehst?
Ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden, bin positiv überrascht wie schnell wir Fortschritte machen. Vieles was ich erreichen möchte, ist neu für die Mannschaft und deshalb bin ich froh, dass es schnell vorwärts geht und die Spieler die richtigen Schritte machen.

Wenn du sagst, vieles ist neu. Meinst du da hockeytaktisches auf dem Eis?
Genau das meine ich. Wir werden ein wenig ein anderes taktisches Eishockey spielen. Immer noch in der Basis das „HCT“-Eishockey mit einer starken Defensive, aber ich möchte mehr Speed und Struktur hineinbringen.
Zudem möchte ich das Spiel ohne Scheibe verändern. Das ist alles neu für die Spieler und deshalb bin ich froh, dass diese so schnell lernen.

Wie sehr siehst du nach den Testspielen bereits deinen Eishockeystil?
Ich finde, wir sehen es mit jedem Spiel mehr. Im ersten Spiel gegen Kloten, waren einige Shifts ganz ok, vielleicht mal eine längere Phase über einige Minuten und dann haben wir es wieder vergessen.
Danach gegen Olten oder Langenthal hatten wir vielleicht 40 gute Minuten und so muss es weitergehen.

Auf einer Skala von 1-10, wie gut kennst du deine neuen Spieler bereits?
Hm, ich würde sagen ungefähr eine 8. Ich denke hockeymässig kenne ich sie schon ziemlich gut.
Jetzt möchte ich sie als Personen noch besser kennenlernen, um individuell richtig mit ihnen umzugehen.

Das Engagement beim HCT ist für dich ein Art Abenteuer nachdem du lange Zeit bei dir zuhause in Schweden tätig warst. Wie hast du dich darauf vorbereitet?
Ja, das war ehrlichgesagt wirklich eine grosse Herausforderung, aber genau das habe ich gesucht. Ich coache nun seit ungefähr 20 Jahren. Ich möchte mich als Coach weiterentwickeln und nach 20 Jahren in Schweden habe ich neue Einflüsse von neuen Personen gebraucht.
Ich habe mich nun vorbereitet, wie ich es immer mache, habe mich selber körperlich in Form gebracht, das ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Zudem habe ich mich darauf eingestellt, dass hier andere Ansprüche an mich als Coach vorhanden sind, als was ich gewohnt war.

Was waren diese anderen Ewartungen?
In Schweden arbeiten wir mehr in Coachingteams. Natürlich gibt es den Headcoach, aber es ist mehr eine Teamarbeit. Hier bin ich als Headcoach viel mehr der Boss, muss die Entscheidungen treffen.
enn ich andere um eine Meinung frage, kriege ich nicht immer eine zurück, das sehe ich als grössten Unterschied.

Wusstest du, dass dich das so erwartet?
Ja, das wusste ich genau. Es gab ja bereits einige Schweden hier als Headcoaches wie  Anders Eldebrink, Kenta Johansson und so war mir klar, was mich erwartet.
Ich möchte aber anfügen, dass wir beim HC Thurgau mehr in die «Team-Richtung» entwickeln möchten und das gefällt mir auch.

Du kennst dein Team nun, viele nimmt sicher die Linienzusammenstellung wunder. Wie weit seid ihr da bereits?
Ich denke wir sind schon ziemlich weit. Was es schwierig macht ist, dass gerade viele junge Spieler besser sind, als ich erwartet hätte und sie sehr schnell Fortschritte machen.
Die finale Zusammenstellung wird sich aber immer wieder anpassen und ich kann mir gut vorstellen, dass ein junger Spieler vielleicht in Linie 4 beginnt und am Ende der Saison in der ersten Linie spielt.
Mein Job ist es ja auch, die Spieler weiterzubringen und dazu müssen wir den jungen Spielern Chancen geben, auch wenn wir

Thurgau hatte gerade die erfolgreichste Saison hinter sich. Setzt dich das unter einen gewissen Druck?
Ich würde sagen ja und nein. Diese Aufgabe bringt sowieso einen gewissen Druck mit sich und ich habe grossen Respekt für die Arbeit die hier geleistet wurde.
Deshalb möchte ich Spieler und Fans nicht enttäuschen und genauso erfolgreich sein, einfach auf eine andere  Art.

Du warst für drei Jahre Assistenztrainer bei Schwedens Nationalteam. Was ist der grösste Unterschied?
Die grösste Herausforderung als Coach bei Schweden war, dass du ein Team hattest, drei Trainings mit ihnen, dann ein Turnier und danach waren alle wieder zuhause.
Beim nächsten Zusammenzug dann 50% neue Spieler, wieder wenige Trainings und Spiele und so weiter… Hier arbeite ich jeden Tag mit den gleichen Spielern, so kann ich Einfluss auf ihre Entwicklung nehmen, weil ich mehr Zeit mit Ihnen habe.

Was ist dein Plan für die ersten Saisonspiele?
Ich hoffe wir sind dann schon weit fortgeschritten, aber ich bin sicher wir werden 10-15 Spiele brauchen, bis wir mehr oder weniger so weit sind, wie ich möchte.
Vielleicht dauerts auch bis Weihnachten, das werden wir sehen, aber natürlich möchten wir immer jedes Spiel gewinnen.

Wie hast du dich persönlich in Weinfelden und deiner Nachbarschaft eingelebt?
Eigentlich noch nicht so sehr, wir hatten zu wenige freie Tage seit ich hier bin. Ich fühle mich aber sehr wohl hier und die ganze Gegend gefällt mir sehr, sie ist auch ähnlich wie zuhause in Schweden.

Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben?
Ruhig, vertrauenswürdig und sympathisch. 😊

Was würdest du gerne von Schweden mit in die Schweiz bringen?
Hm, eigentlich wollte ich schon sagen die schwedischen Fleischbällchen, aber ich habe gesehen, die gibt’s in der Ikea hier auch… Eigentlich vermisse ich nichts, ausser natürlich meine Familie und Freunde.

Wenn du dir etwas wünschen könntest für den Saisonstart, was wäre das?

Natürlich möchten wir siegen und besser sein als letzte Saison, aber ich sehe mehr das grosse Bild. Ich möchte, dass wir als ein Verein zusammenarbeiten, von den Spielern bis zum Vorstand.
Wir müssen alle zusammen an einem Strick ziehen, das gehört zum Prozess, hier müssen wir Fortschritte machen.

Platinsponsoren

Goldsponsoren

Silbersponsoren